Wodurch sich Macht ausdrückt, ist unterschiedlich, vermutlich zeigt sie sich am Montag in Bad Ragaz daran, dass sich ungewohnt viele Medienvertreter vor Sebastian Kehl drängeln. Seit dem 1. Juli dieses Jahres arbeitet der 42-Jährige offiziell als Sportdirektor von Borussia Dortmund, seine Worte können noch mal etwas mehr Wirkung entfalten, nun, da er den sportlichen Bereich des Vizemeisters leitet.
Allerdings hat Kehl schon als Leiter der Lizenzspielerabteilung seine Antworten meist lange abgewogen, diesmal lässt er zu Beginn des Gesprächs durchblicken, dass er zu aktuellen Transferfragen nicht allzu viel beisteuern könne. Verlässt Manuel Akanji den Klub? Findet sich für Nico Schulz ein Abnehmer? Hat Youssoufa Moukoko einen neuen Vertrag unterschrieben? Neuigkeiten gebe es keine, so der Sportdirektor, der, nebenbei bemerkt, in der Schweiz wie die Spieler Fußballklamotten trägt. Ein Dortmunder Trainingslager lässt sich auch daran erkennen, dass selbst die Verantwortlichen eine Vereinskluft überziehen (als Teambuilding-Maßnahme).
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl: "Nehmen richtig Geld in die Hand"
Die Ziele des Klubs würden sich unter ihm als Sportdirektor nicht großartig ändern, sagt Sebastian Kehl. In der Bundesliga müsse die Champions League erreicht werden, in den Pokalwettbewerben wolle der Klub diesmal überzeugen. Und die Bayern ärgern? „Was in der Bundesliga möglich sein wird, hängt von den anderen an. Wir wollen angreifen, andere Mannschaften sollten sich aber genauso in dieser Rolle sehen, wenn wir Bayern München nach zehn Jahren als Meister ablösen wollen.“
Der bevorstehende Einkauf der Münchener von Mathijs de Ligt zeige nun mal, „dass sie richtig Geld in die Hand nehmen, um ihren Kader aufzurüsten“. Dem ehemaligen Kapitän schwebt daher eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Verfolger vor, um den Rekordmeister zu verdrängen. Vor allem aber „wollen wir unsere Zuschauer wieder begeistern und unser Stadion zu einer Festung machen“.
Kehl dementiert Wechselgerüchte um Julian Brandt
Dafür hat Sebastian Kehl den Kader bereits verändert, unter anderem die Nationalspieler Niklas Süle und Nico Schlotterbeck unter Vertrag genommen. Marco Rose wurde als Trainer entlassen, Edin Terzic soll den dümpelnden Spielstil der vergangenen Saison in einen spektakulären verwandeln. Das Thema Mentalität, an der es der Borussia schon seit Längerem zu mangeln scheint, habe man mit den Neuzugängen bereits bei den Vertragsgesprächen diskutiert, berichtet Kehl. „Wir hatten bei allen ein sehr, sehr gutes Gefühl, dass sie richtige Haltung mitbringen.“
Bis zum Ende der Transferperiode solle der BVB-Kader allerdings verkleinert werden, dies wolle er entspannt angehen, der Markt sei noch lange geöffnet, sagt der Sportdirektor. Gerüchte, dass Julian Brandt zum Verkauf stehe, würden nicht stimmen. Was der Offensivspieler gerne hören wird, schließlich haben die Worte von Sebastian Kehl jetzt noch mal mehr Gewicht.